No Lager 2.0 – Kämpfe verbinden

Gewalt, Isolation und Angst vor Abschiebungen, keine Privatsphäre, fixe Essenszeiten. – Die Lager, in denen geflüchtete Menschen leben müssen, sind oft weit weg von den Städten und schlecht an den Nahverkehr angebunden, manche Unterkünfte sind überbelegt. Ketten-Quarantäne führen dazu, dass geflüchtete Menschen über einen längeren Zeitraum das Lager nicht verlassen können und sie sich in einem 6er Zimmer nicht vor Corona schützen können.

Marginalisierte Gruppen, wie beispielsweise Menschen mit Behinderung und queere Menschen sind dort aufgrund ihrer Behinderung, ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität weiterhin Gewalt ausgesetzt und haben keinen Schutzraum.
Lager sind Orte der Entrechtung inmitten dieser Gesellschaft.

Durch den Krieg in der Ukraine kommen derzeit auch viele von dort fliehende Menschen nach NRW, die auf die vorhandenen Unterkünften verteilt werden. Viele der geflüchteten Menschen, die zuvor dort gelebt haben, mussten in andere Unterkünfte umziehen und haben somit ihre Netzwerke, Sprachkurse, Arbeitsplätze und Therapieplätze verloren. Statt neuen Wohnraum in den Städten zu schaffen und vorhandenen, leerstehenden zu nutzen, führt die Zuweisung in abseits gelegene Lager zu Isolation und Abschottung.

Von der Öffentlichkeit wird dies kaum skandalisiert und thematisiert, sondern hingenommen oder ausgeblendet. Menschen, die ihren Wohnraum frei wählen können, können leichter weggucken, während andere für ihre Sichtbarkeit kämpfen müssen.

Diese Zustände wollen wir nicht hinnehmen!

Im letzten Jahr haben wir mit verschiedenen Gruppen in NRW eine No Lager Woche in NRW organisiert. Zum Thema Close the Camps – Break Isolation haben in verschiedenen Städten in NRW Aktionen stattgefunden u.a. Lesungen, Fahrraddemo, Demo, Kundgebungen, Infostände, etc.

Das Thema ist immer noch da und vielleicht noch brisanter als zuvor!
Wir wollen die Bedingungen in den Lagern wieder sichtbar machen und auf die Straße bringen. Unterbringungen in Sammelunterkünften sind menschenverachtend und müssen aufgelöst werden.

Egal ob du derzeit in einem Lager lebst oder nicht, dich für Bewegungsfreiheit, Klimagerechtigkeit, Wohnraum, Frauen und Kinder, Bildung, gegen Lager an den EU-Außengrenzen oder für LSBTI* Rechte, … einsetzt oder du in einer Willkommensinitiative aktiv bist: Das Thema Unterkünfte ist ein Querschnittsthema und braucht deshalb Menschen, die immer wieder ihre Perspektive einbringen. Ihr seid herzlich eingeladen zu unseren Treffen zu kommen.

Die AntiRa Vernetzung NRW ist ein Bündnis aus verschiedenen Gruppen in NRW, die sich zum Thema Antirassismus und Migration einmal im Monat treffen und austauschen und immer wieder Aktionen planen.

Lasst uns gemeinsam überlegen, wie wir das Thema der Unterbringung von geflüchteten Menschen wieder in die Öffentlichkeit bringen und sichtbar machen. Lasst uns vernetzen, austauschen und laut werden!
Das nächste Treffen findet online statt. Schickt uns einfach eine Mail an antira_vernetzung_nrw@riseup.net und wir schicken euch den Link zum Treffen. Leitet auch gerne die Einladung in Gruppen in euren Städten weiter.

Online Treffen: September Präsenz in Münster: 06.08.22

No-Lager-Aktionswoche

Demonstration ‘Close the Camps – Break Isolation’
am Freitag, 25.06.2021, 17 Uhr

Aufruf zur No-Lager-Aktionswoche vom 19. bis 27. Juni 2021

Seit der Corona-Pandemie spitzt sich die Situation in den Lagern sowohl an den EU-Außengrenzen als auch in der BRD zu.

Während überall in der Gesellschaft Kontaktreduzierung und Social Distancing propagiert wurden, mussten Menschen in den Lagern auf engem Raum zusammenzuleben und sich Schlaf-, Essens- und Waschräume teilen. Den infolgedessen auftretenden Infektionen unter den Bewohner*innen wurde auch in NRW durch Ketten-Quarantänen begegnet. Anstatt die Bewohner*innen durch eine dezentrale Unterbringung zu schützen, wurden sie der Ansteckungsgefahr ausgesetzt und durch neu auftretende Infektionen über Wochen eingesperrt.

Hier verdeutlicht sich auf drastische Weise die systematische Ungleichbehandlung und Entrechtung von Geflüchteten, denen selbst das Recht auf Gesundheit und Leben in Zeiten einer gefährlichen Pandemie verweigert wird.
Dies ist nicht einfach eine Überforderung in der Corona-Krise, sondern in dem „System Lager“ seit Jahren strukturell angelegt. Massive Gesetzesverschärfungen ermöglichen es, dass den Menschen in den Lagern fundamentale Rechte u.a. auf Privatsphäre, Beschulung, medizinische Regelversorgung oder Arbeitsmöglichkeiten systematisch vorenthalten werden.

Viele Menschen sind bis zu 2 Jahre dem Kreislauf von Enge, permanenten Kontrollen, Monotonie, Angst vor Abschiebung und Gewalt ausgesetzt. In den abgelegenen Lagern wird ihnen der Kontakt zur übrigen Bevölkerung faktisch unmöglich gemacht, und die politische und soziale Vernetzung mit anderen Geflüchteten erschwert. 

Ihre Isolation ist politisch gewollt. Sie soll einen reibungslosen Ablauf der schwerpunktmäßig aus NRW-Landesunterkünften stattfindenden Abschiebungen ermöglichen und zugleich die öffentliche Debatte über die von der Gesellschaft abgeschotteten Lager verhindern.

Diese Selbstverständlichkeit von Entrechtung und Isolation geflüchteter Menschen muss durchbrochen werden. Es muss endlich eine gesellschaftliche Auseinandersetzung zum Thema der Aufnahme und menschenwürdigen dezentralen Unterbringung von Geflüchteten geben.

Mit den No-Lager-Aktionswochen wollen wir dies in die Öffentlichkeit tragen, antirassistische Akteure vernetzen und ein solidarisches Zeichen an die Menschen in den Lagern senden.

Beteiligt euch an den Aktionen!
Bleiberecht für alle!

Close the camps – break isolation!

Demonstration ‘Close the Camps – Break Isolation’
am Freitag, 25.06.2021, 17 Uhr

Aufruf zum Mitmachen!

Einladung an die ZUE Bewohner*innen

Wir sind mehrere antirassistische Organisationen, die für die Schließung der großen Lager und für eine menschenwürdige Unterbringung von geflüchteten Menschen eintreten. 

Alle sollen einen Platz und eine Zukunft hier haben. Zu diesem Thema wird es vom 19. bis 27.6.2021 in verschiedenen Städten (Aachen, Bochum, Düsseldorf, Köln, Münster…) Aktionen geben. Z.B. am 25.6.2021 um 17 Uhr eine Demonstration in Düsseldorf.

Wenn Ihr Lust habt, aus eurer Perspektive vom Leben im Lager zu berichten, schickt eure Fotos und Filme (ohne erkennbare Gesichter), Zeichnungen und Texte an folgende Email: info@no-lager.eu, sie werden dann auf der Webseite no-lager.eu veröffentlicht.
Dort findet Ihr auch alle Informationen zu den verschiedenen Aktionen in den Städten.